Wer kennt sie nicht? Die Theorie vom „Fixed Mindset und dem Growth Mindset“?
In kürze sagt diese aus, dass wachstumsorientierte Menschen davon ausgehen, dass die Rahmenbedingungen, ihre eigenen Fähigkeiten sowie ihre Lernoptionen stetig verbessert und verändert werden können. Menschen mit einer fixierten Haltung wiederrum gehen von einer Unveränderbarkeit ihrer Umstände, ihres Charakters und ihrer eigenen Fähigkeiten aus.
Die gute Nachricht vorneweg: Es ist jederzeit möglich, sich von einer festgefahrenen Haltung, in ein wachstumsorientiertes Mindset zu begeben.
Ein Growth Mindset beruht hierbei auf der Überzeugung, dass Veränderung ein positiver Faktor des persönlichen Wachstums ist und wir unser „vergangenes Ich“ stetig weiterentwickeln können (past-self-continuity). Menschen mit dieser Überzeugung halten also nicht an Vergangenem fest, nur weil sie bereits viel Zeit und Mühe darin investiert haben (sunk-cost effect). Falls Sie sich gerade „erwischt“ fühlen, weil Sie sich bei Veränderungsprozessen eher wie ein auf den Rücken gefallener Käfer fühlen, kann ich Sie beruhigen. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie aus dem Nichts heraus einen Marathon laufen müssen. Beim Growth Mindset geht es nämlich nicht, wie oftmals fälschlicherweise angenommen, um den berühmten Leitspruch: „Höher, weiter, schneller.“
Wie Sie durch Coaching zielgerichtet ein „Growth Mindset“ entwickeln können
Es geht vielmehr darum, konvergentes Denken durch divergentes Denken zu ergänzen.
Konvergentes Denken kennen wir aus dem beruflichen Alltag sehr gut. Hierbei geht es darum, logisch-rational eine Lösung für ein bestehendes Problem zu finden. Diese Denkweise funktioniert recht linear, weshalb sie zumeist nicht sehr inspirativ ist, da sie auf bestehende Erfahrungen und analytisches Denken zurückgreift. Im Alltagsgeschäft ist das durchaus von Vorteil. Für ein „Growth Mindset“ braucht es jedoch mehr, denn Wachstum geschieht erst dann, wenn wir bekannte Gefilde verlassen und Selbstbestimmung durch Eigenverantwortung erlangen. Hier kommt das divergente Denken ins Spiel. Hier wird unsystematisch, experimentell, wertungsfrei und offen an Prozesse herangegangen, sodass neue Gedanken einen Raum erhalten, die zuvor keine Berücksichtigung fanden.
Eine gute Übung aus dem Coaching wären beispielsweise zirkuläre Fragen. Diese ermöglichen einen Perspektivwechsel auf Sachverhalte und können auch völlig abwegig und fantasievoll sein, um einen Stimulus zu setzen, der neue Ideen kreiert. Beispiele für solche Fragen wären:
- „Wenn mein Business eine Automarke wäre, welche wäre es?“
- „Was würde Person XY an meiner Stelle tun?“
- „Wenn mein Leben ein Film wäre, wie würde der Titel lauten?“
Neben dem Perspektivwechsel und neuen Ideen, erhält man durch zirkuläre Fragen zudem die Möglichkeit, die eigene Wertehaltung zu ergründen und mögliche Stolpersteine zu identifizieren. Alle Ideen, Gedanken und Worte, die einem hierbei in den Sinn kommen, werden ganz im Sinne des divergenten Denkens wertungsfrei aufgeschrieben. Im Coaching sagt man in dieser Situation oftmals zum Coachee: „Schreiben Sie es ins Unreine auf“, um diese/n dazu zu ermutigen, die eigenen Gedanken nicht bereits während des Schreibens zu limitieren. So wird der Raum gegeben, sich zu entfalten und „gesehen“ zu werden. Es gibt neben neuen Ideen, einem erweiterten Perspektivwechsel und der Ergründung der eigenen Wertehaltung sogar noch einen weiteren Vorteil: Wir erfahren mehr über unsere Bedürfnisse.
Klingt für Sie zu banal? Ist es jedoch nicht, denn wir gehen hierbei von einer falschen Prämisse aus: Wir glauben, dass wir stets wissen, was wir wollen. Doch so verhält es sich nicht. Die meisten Menschen spüren oftmals eine innere Unzufriedenheit und wollen im Laufe eines Coachings ergründen, woher diese kommt. Der Ursprung liegt in der oben genannten Fehlinterpretation, über unsere Bedürfnisse Bescheid zu wissen. Warum das so ist? Die Antwort hierauf ist sicher komplex und selbstverständlich individuell, doch ein Indikator liegt sicher darin, dass wir uns bei unseren Bedürfnissen zumeist an äußeren Umständen und Personen orientieren.
Kurz gesagt:
„Wir glauben zu wissen, was wir wollen, doch im Grunde sind unsere Bedürfnisse ein Abbild dessen, was wir täglich sehen.“
Besitzen unsere Freunde und Familie ein Eigenheim, finden wir das möglicherweise auch attraktiv. Vielleicht sprechen uns aber auch die „Erfolgsgeschichten“ der Entrepreneurshipszene an und wir fühlen uns zu ihrem Versprechen nach Freiheit und Selbstbestimmung hingezogen. Selbstverständlich können uns auch die schönen Szenarien und Körper, die wir täglich in den sozialen Medien vorgeführt bekommen, prägen und die Frage aufwerfen, wie „instagrammable“ unser eigenes Leben ist. Egal welche Impressionen es sein mögen, wir gehen mit ihnen in Resonanz (übrigens ein völlig natürlicher Prozess) und bewegen uns entweder von ihnen weg oder zielgerichtet auf diese zu. Die Frage ist also, inwiefern die eigenen Bedürfnisse, wirklich einem selbst gehören?
Dieser Frage kann mit zirkulären Fragestellungen nachgegangen und hierdurch das persönliche Wachstum unterstützt werden. Wer weiß, was er (wirklich) möchte, ist auch bereit, sich zu verändern, zu wachsen und wenn nötig, alles Bisherige (Glaubenssätze, Vorurteile, Werteeinstellungen, etc.) über Bord zu werfen.
Oder um es mit den Worten von Marlon Brando zu sagen:
„Wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemanden überholt werden.“
Ihre eigene Growth Mindset-Strategie
Ein Coaching kann also eine Möglichkeit sein, um das individuelle „Growth Mindset“ zu stärken. Selbstverständlich sind der „Hunger nach Wissen“ oder eine natürliche Neugierde weitere Alternativen, wie man sich in „geistiger Flexibilität“ ein wenig selbst schulen kann. Hierzu könnten sie beispielsweise einen Kurs besuchen, der Sie zielgerichtet aus Ihrer Komfortzone lockt und wo Sie nicht auf altbewährte Erfahrungswerte zurückgreifen können. Auch Literatur bietet hier ein unerschöpfliches Repertoire, welches Ihnen zahlreiche Möglichkeiten zum Wachstum bietet. Auch hier lautet das Credo: Wagen Sie sich auf neues Terrain und lesen Sie möglicherweise Werke, die einen völlig anderen kulturellen Kontext haben.
Eine weitere Option wäre die spielorientierte Herangehensweise. Durch spielerische Elemente wird der sogenannte „Mediator-Effekt“ gestärkt, d.h. das Verhalten wird durch spielerische Verhaltensweisen zielgerichtet verändert und die eigene Motivation sowie Einstellung zum Lernprozess werden wesentlich verbessert.
Spielelemente können hierbei sein: Kompetitive Level, d.h. man wird im Rahmen eines Prozesses gezielt vor Herausforderungen gestellt, die es mit immer neuen Ideenreichtum zu lösen gilt, um einen „Aufstieg“ in den nächsten Schwierigkeitsgrad zu ermöglichen. Auch der Einsatz von Avataren, Punktesystemen, virtuellen Auszeichnungen, die Anzeige von Leistungskurven/Fortschrittsbalken oder die Verwendung von fiktionalen Spielwelten mit erzählerischer Rahmenhandlung, können Teil eines gamifizierten Lernprozesses sein. In der Businesswelt sind solche Vorschläge bereits seit einigen Jahren unter den Begriffen „Playful Work Design“ oder „Serious Game“ bekannt. Auch unser „Pen&Paper4Business“ beruht auf dieser Spielkonzeptidee und soll neben Teambuilding vor allem im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen tiefergehende Kenntnisse über Strukturen, Denk- sowie Verhaltensweisen innerhalb von Teams Aufschluss geben. Gestärkt werden hierdurch zudem die intrinsische Motivation, denn die Indikatoren „Sinnhaftigkeit, Selbstbestimmung, Neugierde und Zugehörigkeit“ werden durch spielerische Handlungsweisen zielsicher getriggert, reflektiert und gefördert. Dies geschieht durch Entscheidungsfindung, soziale Eingebundenheit innerhalb des Spiels sowie Reflexionsaufgaben, die eine gesunde Lernkultur fördern.
Kommen Sie in den Flow
Um von einem Fixed Mindset zu einem Growth Mindset zu wechseln, kommt es also im Wesentlichen darauf an, ob Sie Veränderung grundsätzlich als positiven Bestandteil Ihres Leben betrachten und ob Sie dazu in der Lage sind, eine Wachstumsstrategie zu entwickeln, die Stress und Frust durch den sogenannten „Flow“ ersetzt. Dieser von Mihaly Csikszentmihalyi, dem berühmten Vertreter der Positiven Psychologie, geprägte Begriff, bedeutet im Grunde, dass Sie dazu in der Lage sind, so in einer Sache aufzugehen, dass Sie Ihr Gefühl für Raum und Zeit völlig vernachlässigen, weil ihre Konzentration von dem Gegenstand Ihres Interesses völlig eingenommen ist.
Ob das nun ein Coaching, ein Buch, eine Weiterbildung, die Teilnahme an einem spieleorientierten Lernprozess oder etwas gänzlich anderes ist, bleibt natürlich völlig Ihnen überlassen Achten Sie nur darauf, dass es Sie in Handlung bringt, Ihren Geist anregt und Sie persönlich wachsen lässt.